Seit dem Friedensabkommen von 2016 steht Kolumbien vor der großen Herausforderung, die langjährigen bewaffneten Konflikte nachhaltig zu überwinden. Besonders betroffen ist die Region Magdalena Medio – ein Gebiet mit reicher biologischer Vielfalt und wichtigen Wasser- und Waldressourcen. Trotz ihrer zentralen Bedeutung für Biodiversität und Klimaschutz leidet die Region weiterhin unter struktureller Gewalt, sozialer Ungleichheit und massiver Umweltzerstörung.
Im Kontext des kolumbianischen Friedensprozesses haben insbesondere Frauen – etwa im Rahmen der Organización Femenina Popular (OFP) – innovative Friedensansätze entwickelt, die ökologische Nachhaltigkeit, kollektive Erinnerung und soziale Strukturen integrativ verknüpfen. Aus einer geschlechterspezifischen Perspektive heraus tragen sie wesentlich zur Stärkung sozialer Kohäsion und zum Schutz territorialer Ressourcen bei. Der langfristige Erhalt dieser Ökosysteme erweist sich als Schlüssel für einen gerechten und nachhaltigen Frieden.
ALLGEMEINES ZIEL:
Untersuchung umweltbezogener Friedensstrategien von Frauengemeinschaften in Magdalena Medio auf Grundlage eines Konzepts des ‚Weiblichen‘ – unter besonderer Berücksichtigung der Rolle der Organización Femenina Popular.
Spezifische Zielsetzungen:
Das Forschungsprojekt FRAU-PAZ untersucht Friedensstrategien von Frauen in der kolumbianischen Region Magdalena Medio, die auf ökologischen und geschlechtergerechten Ansätzen beruhen. Im Zentrum steht die Analyse der Praktiken der Organización Femenina Popular (OFP), die seit Jahrzehnten Umweltengagement mit frauen- und erinnerungspolitischen Perspektiven verbindet.
Inhaltliche Schwerpunkte
1.Theoretische Fundierung und Kontextanalyse
Zu Beginn erfolgt eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit theoretischen Ansätzen zu Umweltfrieden, Transitional Justice, Frauen und dem Konzept des „Weiblichen“. Parallel wird der sozio-politische sowie ökologische Kontext der Region Magdalena Medio vertiefend analysiert.
2.Partizipative Feldforschung
In enger Kooperation mit der OFP und lokalen Gemeinschaften kommen ethnografische Methoden wie Interviews, Fokusgruppen und teilnehmende Beobachtung zum Einsatz. Ziel ist die Dokumentation der Erfahrungen von Frauen in Bezug auf Friedensarbeit, Umweltaktivismus und kollektive Erinnerung.
3.Wissensdialoge und Ko-Produktion
Über partizipative Workshops und Austauschformate wird lokales Wissen mit wissenschaftlichen Perspektiven zusammengeführt. Die Kooperation mit Hochschulen aus Kolumbien und Deutschland ermöglicht einen binationalen Dialog über nachhaltige Umweltstrategien – insbesondere in wasserempfindlichen „Schwammregionen“.
4.Analyse und politische Einordnung
Die gesammelten Daten werden systematisch ausgewertet, um den Beitrag weiblicher Umweltinitiativen zum Friedensprozess zu erfassen. Dabei fließen auch strukturelle Herausforderungen wie Gewalt, Marginalisierung und institutionelle Defizite in die Analyse ein.
5.Sichtbarkeit und gesellschaftliche Aneignung
Zur Verbreitung der Ergebnisse werden im Projekt vielfältige Formate entwickelt – darunter audiovisuelle Beiträge, Podcasts und Berichte. Diese stärken nicht nur die Sichtbarkeit der Frauenstimmen, sondern leisten auch einen Beitrag zur nationalen Umwelt- und Friedensagenda.
Hier wird knallhart geforscht.
Aktuelles rund um das inwa und dessen Veranstaltungen.
Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.
© 2024