Die Hochschule Hof hat in Zusammenarbeit mit dem Kompetenznetzwerk Wasser und Energie e.V. eine neuartige Weiterbildungsmaßnahme erfolgreich abgeschlossen: Insgesamt 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ließen sich in Kursmodulen für Aufgaben in der Bayerischen Wasserwirtschaft weiterqualifizieren. Der 15wöchige Lehrgang richtete sich gezielt an Personen mit Flucht- und Migrationshintergrund, die aktuell Bürgergeld beziehen. Er soll bereits ab Mitte November wiederholt werden.

Olha Kustova aus der Ukraine und Ahmed Al Kurdi aus Syrien berichten von ihren Erfahrungen mit dem Qualifizierungskurs; Bilder: privat;

Der Kurs „Ingenieur-Technische Transfer-Qualifizierung für die bayerische Wasserwirtschaft (ITTQ)“ bereitet ganz praktisch auf einen Quereinstieg in planerische Tätigkeiten der Wasserwirtschaft vor“, so Prof. Günter Müller-Czygan vom Institut für nachhaltige Wassersysteme (inwa) der Hochschule Hof. Unterstützt durch Unternehmen, Planungsorganisationen, Kommunen und andere Organisationen der Wasserwirtschaft erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Grundlagenkenntnisse der Siedlungswasserwirtschaft, die durch spätere „Trainings-on-the-job“ in Unternehmen vertieft werden sollen. Die Partnerorganisationen übernehmen dabei sowohl einzelne Lernmodule als auch die Betreuung von Fachpraktika. 

Mehrsprachige Wissensvermittlung

Einer der nun bereits zertifizierten Teilnehmer, Ahmed Al Kurdi aus Syrien, berichtet: „Seit einem Jahr und 10 Monaten bin ich in Deutschland. In Syrien habe ich Maschinenbau studiert und im Bereich der Programmierung gearbeitet.” Und weiter:

Nach meiner Flucht habe ich zwei Sprachkurse in Deutschland besucht. Trotzdem war es gut, dass der Kurs mehrsprachig stattfand, so dass man die Inhalte auch nochmals online in seiner Muttersprache nachlesen konnte – besonders auch deshalb, weil sich die Fachbegriffe in der Wasserwirtschaft natürlich stark von normalen Sprachschulungen unterscheiden.“

Ahmed Al Kurdi

Insbesondere der Praktikumsteil habe ihm sehr gut gefallen, so Ahmed Al Kurdi weiter: „Ich konnte viel lernen und einen Einblick in das deutsche Arbeitssystem erhalten. Auch die Laborarbeit war spannend und man konnte auch Kenntnisse über unterschiedliche Computerprogramme aufbauen. Natürlich habe ich die Hoffnung, dass dieser Kurs nun hilft, meine Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu verbessern – vielleicht auch bei einer der Firmen, die ich nun bereits kennenlernen durfte“, so Al Kurdi.

Selbstbewusstsein aufbauen

Ebenfalls gute Erfahrungen mit der Weiterqualifizierung an der Hochschule Hof hat Olha Kustova aus der Ukraine gemacht. Sie hatte zuerst durch eine Freundin von dem neuen Kurs erfahren: „Es ist natürlich schwer sich schnell in eine ganz andere Gesellschaft zu integrieren und man bekommt oft auch Angst keine Arbeit zu finden. Aber dieser Kurs hat mir geholfen mich besser zu verständigen und Selbstbewusstsein aufzubauen – ich fühle mich jetzt besser“. Olha Kustova ergänzt:

Als Bauingenieurin bin ich aus der Arbeit in meinem Heimatland andere Prozesse und andere Normen gewöhnt. Das macht einen natürlich etwas nervös, zumal ich auch noch gar keinen Kontakt zur Wasserwirtschaft hatte. Aber alle Themen waren sehr interessant – von Umweltschutz über Nachhaltigkeit bis hin zur Wasserreinigung.“

Olha Kustova

Besonders interessiert habe sie das Schwammstadtkonzept, das an der Hochschule Hof intensiv gelehrt werde: „Das hilft sehr nachhaltig mit starkem Regen, aber auch mit starker Dürre umzugehen – es ist faszinierend zu sehen, wie viel Wert in Deutschland auf diese Dinge gelegt wird.“

Jetzt habe sie die Hoffnung schnell Anschluss zu finden und sich zu einer Expertin auf dem Gebiet zu entwickeln: „Ich möchte arbeiten, jeden Tag arbeiten! Dafür muss und werde ich vor allem auch meine Sprachkenntnisse weiter vertiefen“, so die Geflüchtete, die nun viele Bewerbungen schreiben möchte.

Voraussetzungen zur Teilnahme und Bewerbung

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses müssen technisch ausgebildet oder zumindest vorausgebildet sein und dies auch nachweisen. Ein Abschluss als Techniker bzw. Ingenieur mit Bachelor oder Masterabschluss oder eine vergleichbare Ausbildung außerhalb der EU mit anerkanntem Abschluss wird im Vorfeld geprüft. Auch ein Integrationskurs und die Fähigkeit, sich in einem kleinen Gespräch auf Deutsch verständigen zu können, muss unter Beweis gestellt werden. Ebenso willkommen sind Kenntnisse am Computer und in MS-Office, da der Unterricht online stattfindet. Schließlich musste auch noch die Zustimmung des zuständigen Jobcenters für die Teilnahme eingeholt werden. Bewerben für den wieder am 18. November 2024 startenden Kurs kann man sich schließlich unter: ITTQ@hof-university.de

Förderung

Für Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist der Kurs kostenfrei. Gefördert wird der Zertifikatslehrgang durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) in Bayern. Weitere Informationen sind ebenfalls unter  ITTQ@hof-university.de erhältlich.